Woody Allen, bürgerlich Allan Stewart Konigsberg, ist einer der kreativsten,
mit Sicherheit aber der produktivste Filmemacher unserer Zeit,
kann er doch auf die stolze Bilanz von 30 Filmen in den letzten dreißig Jahren zurückblicken.
Zurückgezogen und scheu, wie sein ganzes Leben, begann er als Jugendlicher Klarinette zu spielen und
übte Karten- und Münztricks, machte seine Mutter damit wahnsinnig, denn "stundenlang hörte sie
irgendwelche Dinge im Zimmer herunterfallen", bevor er sich mit 16 Jahren als Gagautor für
Zeitungen und Bühnenkomiker verdingte, um es dann mit stetigem Erfolg schließlich
selber als Stand-Up-Comedian zu versuchen.
Sein erster Auftritt geriet allerdings zur totalen Pleite: Ohne jegliche Bühnenerfahrung rappelte er
seinen Text roboterhaft herunter, brachte einen Gag nach dem anderen, während das Publikum immer stiller wurde,
bevor es dann ganz verstummte; es blieb eine gespensterhafte Stille. Doch das änderte sich schnell, er
stieg ab 1961 zum erfolgreichsten Bühnenkomiker New Yorks auf und machte seine nervöse Unbeholfenheit,
seine Neurosen und seine dicke Hornbrille schlichtweg zum Markenzeichen. 1965 dann sein erster
Filmauftritt in "Whats new, Pussycat?", 1969 sein erster komplett eigener Film "Woody der Unglücksrabe".
Der Rest ist Filmgeschichte, Allen produzierte einen Film nach dem anderen, darunter Klassiker wie "Manhattan" ,
"Der Stadtneurotiker" oder "Was Sie schon immer über Sex wissen wollten, aber nie zu fragen wagten",
mit der unvergessenen Episode, in der ein verklemmter Arzt (Gene Wilder) dem Schaf Daisy,
das spitzenbesetzte Reizwäsche liebt, leidenschaftlich verfällt, um letztendlich, mit einer
Flasche Whoolite-Weichspüler am Mund, in der Gosse zu enden.
Geblieben sind neben seinem Erfolg auch seine
Neurosen (Allen war jahrzehntelang Dauergast beim Psychoanalytiker), seine Hypochondrie
(für jeden Körperteil hat er seinen Arzt und trägt seit Jahren immer eine Pillendose bei sich:
Compazine, Librium, Excedrin, Zantac, Donnazyne), sowie seine Scheu und Ablehnung vor großen öffentlichen Auftritten.
Als er 1978 vier Oscars für seinen Film "Der Stadtneurotiker" erhielt (u.a. "Bester Film"), zog er es vor
Klarinette in seiner Jazzband zu spielen und blieb der Verleihung fern: "Ich bin nicht interessiert an einer
Statue eines kleinen, glatzköpfigen Mannes, ich bevorzuge lange, blonde Locken".
In den letzten Jahren machte er trotz
ungebremster Produktivität eher durch sein Privatleben von sich Reden, als er seine Stieftochter Soon-Yi heiratete
und die Scheidung von seiner damaligen Ehefrau Mia Farrow zur Schlammschlacht geriet, die von der Presse genüßlich ausgeschlachtet wurde.
2005, das Jahr seines 70igten Geburtstag, muß für den chronisch-depressiven Allen, dem das
Altern große Schwierigkeiten bereitet, traumatisch in Erinnerung geblieben sein:
Sein lapidarer Kommentar zu einer Huldigung seines Geburtstags,
in der man ihm feierlich versprach, das er für immer in den Herzen der New Yorker
weiterleben wird: "Ich will in meinem Appartement weiterleben!"
(Zitate aus: "Woody Allen- Ein Leben gegen alle Regeln", von Marion Meade, Ullstein-Verlag, München, 2000)